Wein ist Markus Wanners Lebenswerk. Jahrzehntelang hat er Puzzlestücke zusammengetragen, heute ist sein Mosaik komplett. Der Teppichhändler aus Kloten besitzt die bedeutendste Sammlung an Mouton-Rothschild-Weinen weltweit.
Das Gartentor fällt ins Schloss, Steine knirschen unter den Sohlen. Ein Kiesweg schlängelt sich durchs Grün, vorbei an einer Weide, in deren Ästen leere Weinflaschen hängen. Hinter üppigen Büschen steht eine Telefonzelle, das rote Original aus London. Darin thront ein Riesen-Buddha, der einen Korkenzieher in der Hand hält. Eine Swissair-Flagge weht im Wind. Der Hausherr winkt in den hinteren Teil des Gartens, wo der Blick auf die Hauptstartpiste des Flughafens Zürich fällt. Ein schwerer Vogel macht sich auf in den Himmel, Markus Wanner sieht ihm nach. Das Geräusch der Triebwerke symbolisiert für ihn Heimat, aber auch die weite Welt, in der er herumgekommen ist – und die bei ihm ein und aus ging. Seine Sammlerleidenschaft hat dem 78-Jährigen über die Jahrzehnte viel Besuch beschert, darunter manch illustren. Die meisten kamen nicht wegen der Modelleisenbahnen, die Wanner im Lauf seines Lebens auch sammelte. «Alle wollen in den Keller», sagt er, lacht und steigt die Stufen hinab. «Ordentlich ist es hier nicht, dafür abenteuerlich.»
Im Keller stapeln sich Weinkisten bis zur Decke, hinter einer schaut ein Bärenkopf hervor. Wo kein Wein ist, liegen Orientteppiche, mit denen Wanner handelte, bis der Markt einschlief. «Diesen hier», sagt er mit Blick auf ein leicht verstaubtes Exemplar, «habe ich vom Schah von Persien. Aber das ist eine andere Geschichte.» Die Klimaanlage surrt, das Thermometer misst zwölf Grad Celsius, so solls sein. Temperaturschwankungen schaden dem Wein, der hier allgegenwärtig ist. Dazwischen immer wieder Nippes, Kleinkram aus aller Welt, der dem Auge vorgaukelt, es habe es hier mit einer Trödelkammer zu tun. In diesem Fall birgt sie jedoch die bedeutendste Sammlung an Mouton-Rothschild-Weinen, und zwar weltweit. Das Château in Pauillac bei Bordeaux zählt zu den berühmtesten Weingütern. Vom ersten Tropfen, den Baron Nathaniel de Rothschild im Jahr 1853 dort abfüllen liess, bis zur jüngsten Ernte: Wanner fehlt kein Jahrgang. Ein paar 1000 Flaschen sind es insgesamt, wie viele genau, weiss Wanner selbst nicht. «Ich merke, wenn eine fehlt», sagt er, «nur darauf kommt es an.»